Mittwoch, 3. Mai 2017
Der heutige Tag begann für einmal mit einem Frühstück im Hotel. Mit einem Frühstücksbuffet westlichen Ausmasses ist dies nicht zu vergleichen. Wenn man dies jedoch möchte muss man die Reisedestination anders wählen. Es ist nicht überladen, und man muss vielleicht auch mal etwas Geduld haben bis nachgelegt wird. Für mich in Ordnung und für den Preis von 120 UAH = 4.70 CHF noch immer ausreichend. Obwohl die Vielfalt etwas eingeschränkt wird man satt.
Heute bin ich besonders gespannt was sich in der Halle abspielen wird, denn timebelle haben die erste Probe. Wie wird Miruna, Emanuel und Samuel auf der Bühne wirken? Wie ist es inszeniert? Wurde das hervorragende Stage-Settings des Schweizer Vorentscheides mitgenommen? Zuerst aber die gewohnte Reise mit der Metro zur Halle. Das Sicherheitscircuit um die Halle wird von Tag zu Tag engmaschiger. Auch die Sicherheitskontrolle wird sehr gewissenhaft gemacht. Alle elektronischen Geräte müssen ausgepackt werden und vor den Augen eines Sicherheits-Angestellten eingeschaltet werden. Macht auf den ersten Blick vielleicht keinen Sinn und nervt auch ab und an, doch möchte die Ukraine nicht in Verruf geraten nicht alles für die Sicherheit ihrer Gäste getan zu haben.
Obwohl ich die verschiedenen Proben der anderen Länder mitverfolgte, welchen ich nicht in der Halle, sondern auf dem Big-Screen im Pressezentrum mitverfolgte, war es ein Warten auf den Schweizer Auftritt. So schienen die Auftritte von San Marino, Kroatien und Norwegen endlos lang zu sein. Wobei mich der Stimmumfang des Kroaten und auch der melodiöse Song sehr angesprochen haben. Endlich Mittagszeit und damit der Startschuss für unser Apollo.
Päng, Schock, Podest, Gelb. Was ist aus dem Auftritt wie ich ihn kannte geworden. Was steckt dahinter, Miruna welche sehr gut gesungen hat auf ein Podest zu stellen? Ein zusätzlicher Schwierigkeitsgrad, oder eine elegante Abwechslung welche auch die schönen Beine zum Vorschein bringen? Lenkt diese Inszenierung vom Song ab? All diese Gedanken gingen mir durch den Kopf. Auch der Hintergrund welcher sehr schön gestaltet ist und die beiden Männer in zart-rosa. Alles erinnerte mich an einen Candy-Store mit der Schönen von «die Schöne und das Biest». Je mehr ich mich damit beschäftigte, kam mir der allfällige Sinn dieser Inszenierung ein. Wie kann man unter 18 Konkurrenten in Erinnerung bleiben? Es geht hier darum sich abzuheben, damit sich die Zuschauer die hoffentlich zahlreich für timebelle voten werden, überhaupt an den Auftritt erinnern können. 100 Punkte – das ist geschafft. Dass dies zu einer Welle der Entrüstung führt war abzusehen, ist ja jedes Jahr so dass es alle besser gewusst haben wollen. Wie auch immer, ich werde die zweite Probe genau beobachten und so wird sich hoffentlich auch mir die ganze Inszenierung erschliessen.

© Thomas Hanses
An der anschliessenden Pressekonferenz war natürlich das gelbe Kleid «Zitronenfalter» etc. ein Thema. Was ich jedoch nicht verstehe, dass das von Willi Spiess entworfene Kleid in die Kategorie «Barbara Dex – Award», schlechtes eingekleidete Künstlerin des Eurovision Song Contest 2017 aufgenommen werden soll. Es zeigt sich jedoch oft, dass die anwesenden das ganz anders beurteilen, als die Fernsehzuschauer. Und im Kritisieren sind wir Menschen ja immer noch viel besser als konstruktiv etwas Besseres hinzustellen. Gekonnt, witzig und professionell wurden die Fragen der anwesenden Presse und Fans beantwortet. timebelle kam sehr sympathisch und aufgestellt mit dem Willen zu gewinnen zu uns durch.
Beim anschliessenden Fotoshooting konnten auch noch Autogrammkarten erhascht werden. Auch ich habe mich angestellt und Emanuel hat von und Vieren ein Selfie geschossen. Eine nette Truppe die die Schweiz im zweiten Semi-Final hervorragend vertreten wird.
Belarus hat mir auch ausserordentlich gut gefallen, was ich von Bulgarien welches sehr hoch gehandelt wird überhaupt nicht sagen kann. Den absoluten Vogel schiesst jedoch Litauen ab. Diese Nummer könnte Gunvor und Piero Esteriore Konkurrenz machen, oder ich bin einfach zu alt für diese Art von Musik. So schmeichelte mir der Song aus Estland umso mehr. Koit Toome & Laura, beide bereits eurovisionserfahren, Koit als Einzelinterpret und Laura als Mitglied der Truppe Suntribe. Ob ihnen Verona Glück bringen wird, ich hoffe es. Israel kam auf dem Video gut rüber, was sich auf der Bühne jedoch bot war alles andere als ein Hörgenuss. Obwohl Imri schon zweimal als Background-Sänger für Israel in Erscheinung trat, oder eben nicht, als Solokünstler trifft er die Töne nicht und das was er als Tanzen bezeichnet ist zwar choreographiert aber in beiden Disziplinen am Ziel vorbei.